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Grundlagen
Auf diesen und den folgenden Seiten stellen wir Schritt für Schritt dar, wie ein Stellwerk bedient wird, welche Sicherheiten
vorhanden sind und wie diese Sicherheiten technisch umgesetzt werden. Neben den technischen Aspekten stellen wir auch Themen
vor, die nur indirekt mit der Stellwerkstechnik zu tun haben, wie z. B. Zugmeldungen oder die Zugbeeinflussung (Indusi,
PZB) bei Triebfahrzeugen.
Eine Vorbemerkung für die Profis unter unseren Lesern: Begriffe und Technik befinden sich auch bei der Eisenbahn in einem
ständigen Wandel. Nicht immer folgt diese Webseite sofort allen Änderungen. Für die Vermittlung der Grundlagen ist manch
geänderte Wortwahl (z. B. "Gleiswechselbetrieb" vs. "Fahren auf dem Gegengleis mit Zs 6") nur von untergeordneter
Bedeutung.
Vorüberlegungen
Die Eisenbahn ist ein sicheres Verkehrsmittel. Umso mehr Aufmerksamkeit erregen daher Eisenbahnunfälle. Sie sind - im
Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln - derart selten, daß sie tagelang im Gespräch bleiben. Über die Ursachen herrscht
zunächst oftmals Unklarheit. Die Presse spricht gerne von 'menschlichem Versagen', 'einer versehentlich umgestellten Weiche'
oder einem 'vom Zugführer überfahrenen Haltesignal' und macht es sich damit relativ einfach - und berichtet sogar fehlerhaft.
Einige dieser Fehler sind entschuldbar, da die Eisenbahnen eine Menge Fachwörter verwenden, die in der Umgangssprache eine
völlig andere Bedeutung haben. So werden beispielsweise Aufträge, die das Fahren im Störungsfall regeln, als "Befehl"
bezeichnet. So ist dann nicht verwunderlich, wenn in der Presse Sätze wie "Der Lokführer wurde gezwungen, ..." auftauchen, da
hier der "Befehl" mit der umgangssprachlichen Bedeutung "gezwungen werden" fehlinterpretiert wurde.
Andererseits leuchtet es eigentlich ein, daß man nicht einfach mal so eine Weiche umstellen kann und damit eine Zugfahrt
gefährdet. Ebenso kann ein Triebfahrzeugführer (der "Zugführer" ist etwas ganz anderes!) nicht folgenlos an einem
haltzeigenden Signal vorbeifahren. Diese Seiten versuchen daher auch, solche Mißverständnisse auszuräumen.
Unser Tip: Verzichten Sie bei Eisenbahnthemen auf Schlaubergersendungen wie Planetopia, Galileo & Co. des
Privatfernsehens. Diese Magazine zeigen eine beachtliche Lernresistenz gegenüber Fakten; hier geht es nur um die Tränendrüse
und nicht um die Wirklichkeit.
Bevor wir uns der Stellwerkstechnik widmen, wollen wir zunächst einmal überlegen, wodurch ein Zug gefährdet werden könnte.
Aus diesem Wissen heraus wird klar, warum z. B. in einem Stellwerk bestimmte Zwänge vorhanden sind und eben nicht eine
Weiche einfach so gestellt werden kann.
Signalstellung
Wir beginnen mit einem einfachen Vergleich:
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Links haben wir eine Straßenampel (korrekt: Lichtzeichenanlage oder Lichtsignalanlage, je nach Land), die 'grün' zeigt,
rechts ein Signal das ebenfalls 'grün' zeigt. Die zugehörigen Fragen sind relativ simpel:
- Darf ein Autofahrer an einer grünen Ampel losfahren oder muß er noch etwas beachten?
- Darf ein Triebfahrzeugführer an einem grünen Signal losfahren oder muß er noch etwas beachten?
(Wobei wir uns in beiden Fällen rein auf den verkehrlichen Aspekt beschränken wollen, sowohl bei einem Auto als auch einem
Zug könnten ja noch die Türen offenstehen...)
Die Lösung zeigt uns einen grundlegenden Unterschied zwischen Straßen- und Schienenverkehr: Natürlich darf ein Autofahrer bei
'grün' losfahren, allerdings nur unter der Berücksichtigung, daß nichts den folgenden Abschnitt blockiert. Das ist durchaus
denkbar (Rückstau, Querverkehr der gerade noch die Kreuzung passiert hat). Der Autofahrer fährt auf Sicht, d. h.
er muß seine Geschwindigkeit so wählen, daß er innerhalb der Strecke, die er überblicken kann, bremsen kann, falls ein
Hindernis auftaucht.
Ein Triebfahrzeugführer hingegen kann und muß sich auf das 'Grün' verlassen. Zeigt das Signal 'grün', ist der Fahrweg frei
und gesichert. Ein Zug fährt nicht auf Sicht, sondern auf Signal. Durch das Signal wird also immer die Strecke bis zum
nächsten Signal freigegeben. Mehrere Züge können nicht, wie etwa beim Autoverkehr, direkt hintereinander fahren, sondern
immer nur im Abstand der aufgestellten Signale. Man spricht daher auch vom Fahren im Raumabstand.
Ohnehin wäre es einem Zug nicht möglich, bei höheren Geschwindigkeiten innerhalb des Sichtweges anzuhalten (zum Vergleich:
bei Geschwindigkeiten bis zu 160 km/h beträgt der Bremsweg eines Zuges bis zu einem Kilometer). Fahren auf Sicht gibt es zwar
auch beim Zugverkehr, beschränkt sich aber im Allgemeinen auf den Störungsfall oder Rangierbewegungen.
Wir leiten daraus eine wichtige Voraussetzung für den sicheren Zugbetrieb ab:
Ein Signal darf erst dann auf Fahrt gestellt werden (können), wenn der folgende Abschnitt frei von Hindernissen
(anderen Zügen) ist.
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